Wenn Sie sich viel mit Texten beschäftigen, stoßen Sie auf immer die gleichen sprachlichen Macken. Manchmal ist es schwer, damit klarzukommen.
Mein Beruf als Journalist und Schreibcoach gewährt mir Einblicke in alle möglichen Arbeits-, Lebens- und manchmal sogar Intimbereiche.
Das macht ihn abwechslungsreich und aufregend.
Doch ich zahle einen hohen Preis für die Zerstreuung, die ich bei der Arbeit im schreiberischen Bereich finde.
Der Job hat mir Schäden im psychischen Bereich beigebracht, von denen Beschäftigte in anderen Bereichen nichts ahnen.
Mein Beruf zwingt mich ständig, Wörter zu streichen – vor allem Wörter ohne Sinn.
Das Wort "Bereich" ist nur scheinbar ein harmloses Wort.
Solange ich arbeite, ist das kein Problem.
Doch wenn ich meine Freizeit genießen will, ist es mir unmöglich, meine im jahrzehntelangen Redigier-Prozess geschärften Instinkte zu unterdrücken.
Ich redigiere einfach weiter, immer und überall.
Vor ein paar Jahren dann, im Wellnessbereich eines Südtiroler Hotels, ist es gekommen, wie es kommen musste.
Ich bin unter der Last meiner beruflichen Deformation zusammengebrochen.
Marotten sind wie Haare an der absolut falschen Stelle des Körpers. Verzichtbar, lästig aber ganz zuverlässig vorhanden.
Christa Schyball
Autorin
Arglos hatte ich zwischen zwei Saunagängen zu einem Informationsblättchen gegriffen, das mich auf die Vorzüge meiner Unterkunft aufmerksam machen wollte.
"In unserem Foyerbereich steht Ihnen ein kostenloser Internetzugang zur Verfügung", stand da.
Sofort trieb mir der Satz kalten Schweiß auf die Stirn.
Instinktiv tastete ich an meiner nackten Brust nach dem Rotstift, um dem Bereich, jener Mutter aller Worthülsen, den Garaus zu machen.
Vergeblich, keine Brusttasche und also auch kein Stift weit und breit.
Ich unterdrückte den Würgreflex. Um mich abzulenken, las ich weiter:
"... oder entspannen Sie bei einem Drink in unserem exquisiten Lounge- und Barbereich", empfahl das Blättchen.
Mir wurde schwarz vor Augen.
Als ich erwachte, fand ich mich in den Armen des Poolboys wieder.
Der Hotelmanager fühlte meinen Puls und versicherte, ich müsse mir keine Sorgen machen.
Als Student habe er mehrere Praktika im sozialen und im Gesundheitsbereich absolviert. Er kenne sich bestens aus im Bereich der Ersten Hilfe.
Ich erbrach mich auf seinen Zweireiher und verlor erneut das Bewusstsein.
Diesen Text schreibe ich auf Anraten meines Arztes.
Im Bereich der Konfrontationstherapie gilt der Mann als Koryphäe...
Im Ernst jetzt: Tun Sie mir und der Welt einen Gefallen?
Streichen Sie das Wort "Bereich" aus Ihrem Wortschatz!
Niemand wird es vermissen.
Von ganzem Herzen: DANKE!
P.S.: Lesen Sie eine weitere Marotte des Monats über Wörter (fast) ohne jeden Sinn.
Stoßen auch Sie bei Ihrer Arbeit an und mit Texten auf immer die gleichen Sprachmarotten? Welche nervt oder amüsiert Sie am meisten? Ich freue mich auf Ihren Kommentar gleich hier unter dem Text!